Die liebsten Liebesgeschichten – Folge 8: Anna aka buchpost

Für dandelion öffnen Blogger, Autoren, Verleger, Herausgeber, Lektoren und andere Verrückte ihre Herzen und stellen uns ihre persönlichen Lieblings-Liebesgeschichten vor.
Heute zu Gast: Anna vom Blog buchpost – der inhalt meines Buchregals. Anna ist 49 Jahre, Lehrerin in der Provinz, weshalb Literatur für sie überlebenswichtig ist.

Als Frank mich fragte, ob ich Lust hätte mitzutun bei der Frage nach den drei schönsten Liebesgeschichten, sagte ich fröhlich und völlig unbedacht zu. Und dann ging das Grübeln los. Natürlich hat Birgit von Sätze&Schätze recht, fast alle großen Liebesromane und -dramen enden tragisch. Vielleicht, um uns an die Endlichkeit selbst der schönsten Liebe zu erinnern? Ich warte jedenfalls immer noch auf einen Roman, der eine glückliche Liebe schildert, der nicht kitschig oder verlogen daherkommt.
Und wann hatte ich eigentlich zuletzt einen richtig großartigen Roman gelesen, in dem die Liebe eine entscheidende Rolle spielte? Jahre her.
Man müsste also eigentlich dringend mal wieder… So lange will Frank aber sicherlich nicht auf meine Antwort warten, also beherzt in den Erinnerungen gekramt. Und dann war innerhalb weniger Minuten klar, wen ich hier nennen werde:

Brontë+Sturmhöhe1. Wuthering Heights von Emily Brontë – erschienen 1847
Eine ihrer Zeit weit vorausgreifende, genial gestaltete Erzählperspektive, Dramatik und Spannung, Liebende, die aneinander schuldig werden und zueinander nicht finden, der dunkelschöne Heathcliff, der sogar noch von Kate Bush besungen wurde, und das Ganze angesiedelt in Yorkshire.
Der erste Satz: „1801 – Soeben bin ich von einem Besuch bei meinem Gutsherrn zurückgekehrt – diesem einsiedlerischen Nachbarn, der mir noch zu schaffen machen wird.“

 

2. Anna Karenina von Lew Tolstoi – erschienen 1873 bis 1877
So klug. So fein nuanciert.
Und der berühmte erste Satz: „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise.“

3. Der Nachsommer von Adalbert Stifter – erschienen 1857
Ich weiß nicht mehr, wer es war, der dieses Buch als das langweiligste Buch der Weltliteratur bezeichnet hat. Da ist schon etwas dran und trotzdem muss ich diesen Roman alle paar Jahre lesen. Er ist etwas ganz Eigenes und schildert den idealen Bildungsweg des jungen Heinrich Drendorf, und dazu gehört natürlich auch die Liebe. Wer den Roman gelesen hat – und nicht vorher an den seitenlangen Beschreibungen von Möbelstücken u. Ä. verzweifelt ist – , der sollte dann noch eine Biografie zu Stifter lesen. Es hat mich damals sehr bewegt zu begreifen, wie weit das im Roman entwickelte Bild des idealen Lebens vom Leben des Autors abwich.
Der erste Satz: „Mein Vater war ein Kaufmann.“

8 Kommentare zu “Die liebsten Liebesgeschichten – Folge 8: Anna aka buchpost

  1. Sturmhöhe habe ich auch vor einiger Zeit gelesen, hierbei in Erinnerung geblieben ist mir die stürmische, nass-kalte Landschaft. Bei solchen Beschreibungen war man froh, im Warmen zu sitzen. Von der Liebesgeschichte ist mir recht wenig in Erinnerung geblieben; nur irgendein Nachklang von Verzweifelung. Deiner Beschreibung nach muss sie allerdings bemerkenswert sein – wie schnell man vergisst… Ich möchte das Werk demnächst noch einmal lesen und überlege nun, mir gleich die gesammelten Werke der Brontë-Schwestern zuzulegen, kennt ihr vielleicht eine schöne Ausgabe (gern auch in englischer Sprache)?

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    • Mir gefallen die Ausgaben der Everyman’s Library sehr gut, informatives Vor- bzw. Nachwort, schöne Leineneinbände, meist in Weinrot. Angenehmes Schriftbild. LG, Anna

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  2. Die Sturmhöhe habe ich als Teenager gelesen und bestimmt zwei Jahre lang heimlich von Heathcliff geschwärmt, aber an Stifter habe ich mich bislang nicht herangetraut.
    skaledenmet, es gibt von Wordsworth ein relativ erschwingliches, dickes, elegantes gebundenes Buch mit allen Werken. Ich habe mich damals dagegen entschieden, weil es halt entsprechend schwer ist, aber wenn Dir an einer schönen Ausgabe gelegen ist, ist das eine.

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  3. Ja, Heathcliff hat so etwas Archaisches, Wildes, Rücksichtsloses und Unbedingtes. Wobei auch meine Lektüre schon SEHR lange zurückliegt. Diese Reihe von Frank hat aber schon mal dafür gesorgt, dass ich die drei Bände nicht zurück ins Regal geräumt habe, sondern als mahnende Erinnerung ganz nah am Sofa platziert habe 🙂

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  4. Pingback: Blogbummel – September 2014 – Teil 2 | buchpost

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